01.10.2024

Von Meppel nach L.A.

Auf der Suche nach dem ultimativen Design für die Elbtaxi Boote

Kein Dorf zu klein – keine Werft zu weit, um nicht die innovativen Geister der Bootsbau Branche mit unserem Elbtaxi Konzept aus der Reserve zu locken.

01.10.2024

Von Meppel nach L.A.
Auf der Suche nach dem ultimativen Design für die Elbtaxi Boote

Kein Dorf zu klein – keine Werft zu weit, um nicht die innovativen Geister der Bootsbau Branche mit unserem Elbtaxi Konzept aus der Reserve zu locken.

Unter der Prämisse design meets functionality haben wir eine Liste der unverzichtbaren Anforderungen für das Elbtaxi Typboot erstellt:

  • 12 Passagiere
  • max. 12 Meter lang
  • umweltfreundlicher Antrieb
  • alle Manöver auch im 1-Personenbetrieb umsetzbar
  • klimatisierte Kabine
  • Fahrgastboot Verordnung kompatibel
  • und das Ganze so sexy wie möglich

Die letzten beiden Parameter in Einklang zu bringen, mag als versuchte Quadratur des Kreises erscheinen. Dient aber auch vortrefflich zum ersten Sondieren im Dschungel der potentiell geeigneten Werften.

War jemand schon mal auf der boot in Düsseldorf? Auf der immer im Januar zelebrierten weltgrößten Bootsausstellung stellen mehr als 1500 Aussteller ihre Produkte und Ideen zur Schau – alles miteinander kombinierbar, bzw. aufeinander aufbauend – Reizüberflutung pur! Die Bestellung eines genau für den eigenen Zweck geeigneten PKW ist dagegen eine Lächerlichkeit…

Also tingeln wir seit geraumer Zeit mit unserem Anforderungskatalog von Werft zu Werft, und hören uns Ideen zu technischer Umsetzbarkeit und Design mit Wow-Effekt an.

Hier mal einige Highlights dieser spannenden Reise:

Erster Stopp Meppel

Im typisch windmühlengespickten und durch unzählige Kanäle gerasterten, aber ansonsten nichtssagenden Nordholland liegt Meppel. Hier baut Alumax die Boote für das Watertaxi Rotterdam.

Die in Rotterdam seit 30 Jahren herum flitzenden und inzwischen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenkenden Wassertaxis waren nicht nur Blaupause für unser Konzept – seit 3 Jahren genießen wir regelmäßigen Austausch mit Daan und Hans, den Gründern von Watertaxi Rotterdam. Einer der vielen Tipps von unseren Mentoren war: Schaut Euch Alumax an – die bauen seit 15 Jahren die Boote für uns.

Und tatsächlich: das Rolltor von Alumax geht hoch und da stehen sie – schnieke yachtähnliche Boote in unterschiedlichen Ausbaustufen. Mit verschiedensten Antriebssystemen. Vom 300 PS Cummins Diesel mit Jetantrieb, batterieelektrische Boote für kürzere Strecken auf denen Geschwindigkeit keine Rolle spielt, und sogar ein mit grünem Wasserstoff zu betankendes Boot mit Brennstoffzelle ist dabei.
Remko und Jarno, die miteinander verschwägerten Inhaber von Alumax machen alles möglich und waren sofort bereit unsere anfängliche Idee von Dual Fuel Antrieben in das über die Jahre immer weiter optimierte Alumax Wassertaxi Funktionsdesign hineinzudenken. Diverse Videomeetings mit Remko und CMB Tech, einer auf den Bau von nachhaltigen Schiffsantrieben spezialisierten Tochter der größten belgischen Reederei, folgten und gaben uns Einblicke in die Galaxien der maritimen Antriebswende Forschung. Dual Fuel – Ammoniak – Wasserstoff – Methanol Reformer Brennstoffzellen (also U-Boot-Technik) – batterieelektrisch – serieller oder paralleler Hybrid: eine scheinbar unendliche Welt für sich. Schön zu sehen, wie viele Experten sich inzwischen auf höchstem Niveau mit Energie- und Antriebswende beschäftigen! Aber dazu mehr in einem der nächsten Logbucheinträge zum Thema Antriebstechnik der Zukunft.

Abstecher zu den Ostfriesen

In Norddeich schauen wir uns die in der Ukraine gebauten Discovery Boote an.
Stig Macherhammer vom Ingenieurbüro Weselmann, welches seit Generationen die Hamburg Port Authority bei allen technischen Themen im Hamburger Hafen berät, ist mit von der Partie um die Eignung dieser Boote für Hamburger Gegebenheiten zu beurteilen.

Wie auch schon in dem Hamburg Journal Bericht zu sehen, sind die Discovery Boote keine Schönheiten, haben sich aber seit inzwischen 5 Jahren bei der Reederei Töwerland Express als robuste Arbeitspferde auf der rauen Nordsee bewährt. Eine Bundeszulassung für gewerblichen Personentransport für diese Boote ist also auch schon vorhanden.

Nach eindrucksvoller 2-stündiger Testfahrt auf der verdächtig glatten Nordsee geht es zur Technikschmiede von Töwerland.
Hier begrüßt uns Holger, waschechter Ostfriese und Landmaschinentechniker, und nimmt uns mit in die heiligen Hallen wo eines der Discovery Boote gerade ein Upgrade auf eine Doppelmotorenanlage verpasst bekommt.
Im Expertengespräch mit Holger und Stig entsteht sofort eine Idee, wie mit diesen Booten ein sicherer Passagierübergang an den typischen Anlegern im Hamburger Hafen denkbar wäre.

Nächster Stopp Faaborg in Dänemark

Jonas Pedersen, einer der Gründer von Tuco Marine, ist nicht zu Unrecht stolz auf über 25 Jahre Firmengeschichte und sein hoch motiviertes Team von Designern, Konstrukteuren und Bootsbauern.
Unter dem Markennamen ProZero werden hier fast boats for professionals in modularer Serienbauweise gebaut. Offshore-Industrie, Lotsen, Fährbetriebe, Behörden und Militär bilden die Kundenpalette für die ProZero Boote. Sonderwünsche der Kunden an Design und Funktionalität sind wichtige Motivationsfaktoren für die Experten bei Tuco Marine und werden von denen in serienreifer Qualität innoviert.

Und auch beim Thema nachhaltige Antriebstechnik ist Tuco Marine bereits am Puls der Zeit:
Die von Artemis Technology, dem Technikpartner des Schwedischen America’s Cup Syndikats, entwickelte E-Foiling Technologie wird bei Tuco Marine in die dort gefertigten Rümpfe verbaut.

Einen ersten Entwurf für ein mögliches Elbtaxi Typboot von ProZero gab's auch schon:

Carbon Hydrofoiler made in Sweden

Candela’s klar definiertes Ziel ist Reichweite und Geschwindigkeit elektrisch angetriebener Boote neu zu definieren.

Dafür wird in Stockholm auf Carbon-Leichtbauweise, softwaregesteuerte Tragflächen sowie next-generation Batterietechnik vom ebenfalls schwedischen E-Auto Hersteller Polestar gesetzt. Ist die Fluggeschwindigkeit von 16 Knoten erst erreicht, liegt der Energiebedarf eines Candela E-Foilers bei nur 20 % von dem eines vergleichbaren herkömmlichen Bootes.

Auf der In Water Boatshow in Neustadt durften wir das für den Freizeitmarkt konzipierte C-8 Modell probefliegen. Höchst beeindruckend, wie es sich laut- und erschütterungsfrei mit 25 Knoten über’s Wasser schweben lässt.

Mit bei der letzten Investmentrunde eingesammelten 25 Millionen US-Dollar, will Candela jetzt die Produktion des für Personennahverkehr entwickelten P-12 Modell vorantreiben. Wir werden die von Candela geplante Entwicklung zur Serienreife im Blick behalten.

Bei dem für das Elbtaxi Konzept geplanten ride-pooling-Betrieb mit häufigen Stopps und kurzen Zwischenstrecken wären Flugerlebnisse wohl eher rar gesät. Für spätere Ausbaustufen jedoch absolut interessant, wenn Langstrecken mit High Speed Booten bedient werden sollen.

Dann kam Engineering aus Finnland in den Blick

David, Juniorchef der uns begleitenden Kreativ Agentur gab uns den Tipp, das Callboats in Helsinki eine App für on-demand Wassertaxis entwickelt.

Also nehmen wir Kontakt mit Peter, dem Gründer von Callboats auf. Schon im ersten Gespräch wird klar, noch viel interessanter als die App sind die ebenfalls von Callboats entwickelten Katamaran Fähren:

  • Länge: 10 Meter
  • Einstiegshöhe: Passend zu den Anlegepontons auf der Elbe
  • Kapazität: 12 oder 30 Passagiere
  • Antrieb: Batterieelektrisch mit vier drehbaren Pod-Antrieben
  • Lidar-Technologie: Für autonome, zentimetergenaue Anlegemanöver ohne Festmacherleine
  • Gangways: Sensorgesteuert sich an die jeweilige Anlegerhöhe anpassend

Die Unterwasserbereiche der Rümpfe sind mit einer hybriden Hydrodynamik gestaltet, die Elemente eines Swath-Typs als Verdrängerboot mit Unterwasserfoils kombiniert – Ingenieurskunst auf höchstem Niveau.

Rüber an die US-Westküste - Los Angeles will auch mitspielen

Dank der Vernetzung durch einen Elbtaxi Unterstützer der ersten Stunde, kündigt seit kurzem auch Arc Boats im Sunshine State California den großen Wurf für das Elbtaxi Konzept an.

Arc Boats wurde 2021 von einem Software Unternehmer und seinem ehemaligen Schulfreund, einem späteren leitenden Ingenieur bei SpaceX, gegründet und beschäftigt mittlerweile über 100 Mitarbeiter. Mit den in mehreren Finanzierungsrunden eingesammelten 100 Millionen Investment soll jetzt der B2B-Markt für elektrische Arbeitsboote ins Visier genommen werden. Das Arc Boats Design Team kann es kaum erwarten, eine detaillierte Bauspezifikation von uns zu bekommen.

What a ride – Ihr merkt, uns ist kein Dorf zu klein, keine Werft zu weit und auch kein Videocall zu spät!
Im nächsten Schritt gilt es, die schon erhaltenen Ideen zu analysieren und vor allem auch mit den Anforderungen weiterer Themenbereiche übereinanderzulegen. Damit das Elbtaxi Konzept von Anfang an der Kracher ist, den unsere Stadt verdient!

Mit unserem nächsten Logbucheintrag gibt es Einblicke in ein weiteres, uns viel beschäftigendes Thema:
Zulassungsvorschriften – Bürokratie Ahoi! Der wilde Ritt durch EU- Bundes- und regionale Verordnungen!

Euer Elbtaxi-Team