19.11.2024

Zulassungsvorschriften

Bürokratie Ahoi! Der wilde Ritt durch EU-, Bundes- und regionale Zulassungsvorschriften.

19.11.2024

Von Meppel nach L.A.
Auf der Suche nach dem ultimativen Design für die Elbtaxi Boote

Welche bürokratischen Untiefen lauern auf dem Weg zur Elbtaxi-Zulassung?

Kaum legt man ab, da erhebt sich auch schon der Wellenberg der Vorschriften: Bundeswasserstraßen nach Wasserwegerecht, Binnen- und Seewasserstraßen. Die Elbe – unser Revier – ist größtenteils Binnenwasserstraße und unterliegt daher der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung.

Doch Achtung: Westlich der Hamburger Hafengrenze – Höhe Falkenstein – ist Seetauglichkeit gefragt. Ab hier greift die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung die teilweise andere Anforderungen beinhaltet, was Bauart und Ausstattung der Boote, aber auch den Betrieb und die Besatzung betrifft. Da heißt es unter anderem Qualifikationen der Crew checken, Nachtfahrten bedenken und Wellenhöhe berücksichtigen.

Warum also nicht gleich Boote andenken, die auch für Seewasserstraßen zugelassen sind?

Was im rauen Seerevier funktioniert, sollte doch wohl erst recht auf Binnenwasserstraßen denkbar sein.

Auch Stephan, ein erfahrener Konstrukteur und Bootsimporteur, dessen Wassertaxis auf der Nordsee zu den Ostfriesischen Inseln im Einsatz sind, rät uns: „wenn es Euch irgend möglich ist, vermeidet die BinSchUO!“. Was für BinnenSchiffsUntersuchungsOrdnung steht – und sich noch als Mantra für unsere Zulassungsthematik entpuppen soll.

Zusammen mit der See-Berufsgenossenschaft und dem ingenieursmäßig wohlklingenden „Swiss Lloyd“ aus Hamburg hat Stephan ein spezielles Zulassungsprozedere für die ostfriesischen Wassertaxis entwickelt. Könnten wir dieses Konzept vielleicht auch für unsere Elbtaxi Boote übernehmen?

Im Juni 2023 holten wir eins der Ostfriesland Boote nach Hamburg, um es hier den Behörden vorzustellen.

Bei der Vorführfahrt mit dabei war „SMILE Engineering“, ein Schiffskonstruktionsbüro aus Heikendorf, von uns beauftragt ein Gutachten über die Elbe-Tauglichkeit dieses Bottstyps zu erstellen.

Begleitet wurde die Aktion vom der NDR.

Den Hamburg Journal Bericht könnt ihr euch hier nochmal ansehen.

Anschließend ging es direkt ins Gespräch mit dem Oberhafenamt der Hamburg Port Authority (HPA).

Und hier wurde klar: Für den Betrieb im Hamburger Hafen brauchen wir eine Hafenfahrzeug Zulassung von der HPA. Diese wiederum gibt es nur auf Basis einer Bundeszulassung, auszustellen durch die Schiffs-Untersuchungskommission (SUK) in Mainz. Das Regelwerk der SUK ist dann aber doch wieder – wie könnte es auch anders sein – die BinSchUO, die wir ja meiden sollten.

Also, alles zurück auf Start im anspruchsvollen Bürokratiespiel.

BinSchUO – ein Labyrinth auf knapp 300 Seiten

Wer glaubt der Name wäre sperrig, hat noch nicht ins Dokument geschaut. Was sich hier auf 295 Seiten entfaltet, ist an Komplexität kaum zu überbieten. Verweise auf Verweise, Nationale und Internationale, und immer wieder Ausnahmen – wenn diese dann nachvollziehbar begründet sind. Von CE Richtlinien über MARPOL bis SOLAS und die 10. Verordnung des Produktsicherheitsgesetzes. Willkommen im Paragrafen-Labyrinth!

Lichtblick – die nationale Sonderregelung

Beim Studieren des Paragraphen Dickichts stoßen wir auf die Fahrgastbootverordnung. Eine nationale Sonderregelung in der BinSchUO für gewerblich genutzte Boote bis 12 Meter Länge und maximal 12 Passagiere. Also genau die Anforderungen, die wir im vergangenen Beitrag zum Bootsdesign beschrieben haben.

Für Bau und Zulassung solcher Boote ist einer der vier, bei der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), akkreditierten Fahrgastbootsachverständigen einzubinden.

Einer aus diesem Quartett ist Dr. C. Masilge, Leiter der Schiffsbau-Versuchsanstalt Potsdam. Er hat bei der Formulierung der Fahrgastbootverordnung maßgeblich mitgewirkt und diese durch die relevanten nationalen und europäischen Gremien gebracht. Also, ein Mann, mit genau der für das Elbtaxi Projekt benötigten Erfahrung, und zusätzlich auch noch besten Kontakten.

Hoffnung – ein Licht am Ende des Bürokratietunnels

Nach mittlerweile drei Jahren Bürokratie-Rodeo scheint der Durchbruch in greifbarer Nähe. Gemeinsam mit Dr. Masilge und seinem Sohn Magnus, welcher zur Komplettierung unseres Glücks, auch noch ein Schiffskonstruktionsbüro in Hamburg betreibt, sind wir dabei ein von uns kürzlich erworbenes Testboot auf Fahrgastbootverordnung umzubauen.

Ist das etwa schon die Zielgerade des Zulassungs Marathons?

Über den Ausgang werdet ihr als Newsletter Abonnenten natürlich als erste informiert.

Back to Future geht es mit unserem nächsten Logbucheintrag dann zum Thema:

  • Bullet
    Antriebstechnik der Zukunft
    there is no silver bullet – Elbtaxi setzt auf…
  • Euer Elbtaxi-Team